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Warten auf den Alarm: Das macht die Corona-Warn-App auf Ihrem Handy - WELT

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Erfolg hängt davon ab, woran man ihn bemisst. Bei der Corona-Warn-App hat sich die Bundesregierung vorerst festgelegt: Die Download-Zahlen sind das Maß der Stunde. „Starker Start“, twitterte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Tag nachdem die App offiziell vorgestellt worden war. Nach rund 30 Stunden hatten sich bereits 6,5 Millionen Menschen die App installiert. Rund eine Woche später waren es schon 12,2 Millionen. Inzwischen sind des 14,6 Millionen.

Etwa zur selben Zeit schrieben erste Nutzer in sozialen Netzwerken, sie seien von der App über eine erhöhtes Infektionsrisiko gewarnt wurden. Das kam überraschend, immerhin hatten Apps anderer Länder mitunter mehrere Wochen gebraucht, um überhaupt einen ersten Treffer zu erhalten. Kann das also stimmen? Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht zwar regelmäßig, wie oft die App heruntergeladen wurde. Es gibt aber weiter keine offizielle Angabe, wie viele Warnungen über die App bereits verschickt wurden.

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Bundesgesundheitsminister Spahn wiegelte bei diesem Punkt bereits ab, als die App vorgestellt wurde: Da die zentralen Daten auf den einzelnen Geräten gespeichert werden, habe „niemand den abschließenden Überblick“. Wochenlang hatten die Bundesregierung, Datenschützer und IT-Experten im Frühjahr darum gerungen, wo die Daten, die die App sammelt, gespeichert werden sollten: zentral gebündelt auf einem Server oder dezentral auf den Smartphones der Nutzer?

Am Ende gab die Bundesregierung nach. „Aufgrund des sehr datensparsamen Ansatzes“ können keine Aussagen dazu getroffen werden, wie viele Nutzer ihren positiven Corona-Test über die App mitgeteilt haben, heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium.

Aber ist es wirklich so? Gibt es tatsächlich keine Chance zu überprüfen, wie effektiv die App ist? Und wie aussagekräftig sind überhaupt Downloadzahlen? Ein Überblick.

Welche Informationen zeigt mir die App an?

Nutzer eines iPhones können einen kleinen Eindruck kriegen, was die App im Hintergrund macht. Dafür muss man die Einstellungs-App des Smartphones öffnen. Dort gibt es ganz unten eine Liste aller Apps, die auf dem Handy installiert sind. Klickt man auf die Corona-Warn-App, erscheint eine neue Ansicht mit dem Punkt Covid-19-Kontaktprotokolleinstellungen. Im nächsten Schritt klickt man auf den Punkt Kontaktüberprüfungen.

Es erscheint eine Liste mit allen Paketen (siehe: Wie viele Warnungen gab es über die App?), die abgeglichen wurden. Klickt man eins an, kann man sie, wie auf dem Screenshot abgebildet, im Detail ansehen.

Und so liest man die Angaben auf der Unterseite „Details überprüfen“: Der Zeitstempel ist der Zeitpunkt, an dem die App die Daten auf dem Server mit jenen Daten abgleicht, die auf dem Handy des Nutzers gespeichert werden.

Die App speichert auf dem Handy Kennungsnummern zu jenen Kontakten der letzten 14 Tage, die lange und nah genug waren. Diese gleicht sie mit den bereitgestellten Schlüsseln ab. Wird bei den abgeglichenen Schlüsseln eine Null angezeigt, heißt das, man hatte mit keiner Person, die ein positives Testergebnis gemeldet hat, in epidemiologisch relevantem Maß Kontakt.

Screenshot Corona App
Quelle: WELT

Wer positiv getestet wurde, kann seine pseudonyme Kennung, auch Schlüssel genannt, an einen Server schicken. Die bereitgestellten Schlüssel werden in Pakete gebündelt. Einmal am Tag ruft die App alle neuen Pakete ab.

Die Daten, die über die Infrastruktur der Corona-Warn-App bereitgestellt werden, sind die Quelle für die Berechnung des Infektionsrisikos. Der Hashwert kennzeichnet jedes Schlüsselpaket. Diese werden oft aus Sicherheitsaspekten benutzt. So können Dateien benannt werden; genauere Details will Apple bald vorstellen.

Was sagt die Zahl der Downloads aus?

Das RKI veröffentlicht regelmäßig, wie viele die App heruntergeladen haben. Die letzten Zahlen stammen vom 3. Juli. Demnach haben 14,6 Millionen Menschen die App auf ihrem Smartphone installiert. Je mehr Menschen sie nutzen, desto besser können Infektionsketten nachverfolgt werden.

Schätzungen zufolge sollen rund 50 Millionen Menschen in Deutschland ein Handy haben, auf dem die App funktioniert – der Branchenverband Bitkom geht von insgesamt 53 Millionen mit internetfähigem Mobiltelefon hierzulande aus. Rund 29 Prozent der möglichen Nutzer hätten die App laut Schätzungen heruntergeladen. Ab welcher Zahl ein signifikanter Effekt eintritt, weiß niemand so genau. Oft ist von 60 Prozent die Rede. Es gibt aber schlichtweg keine Studien.

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Die Zahl der Downloads ist zudem nicht mit der Nutzerzahl gleichzusetzen. Die Anzahl der Downloads sagt nur, wie viele Menschen die App heruntergeladen haben – nicht aber, wie oft sie aktuell installiert ist. Handybesitzer könnten die App löschen. Denkbar ist auch, dass manche die App auf dem Handy lassen, aber Bluetooth nicht einschalten. Wie hoch die tatsächliche Nutzerzahl ist, kann das RKI nicht beantworten.

Wie viele Warnungen gibt es über die App?

Für jeden Nutzer wird täglich ein Diagnoseschlüssel erstellt, also eine anonyme Kennungsnummer. Aus diesen werden wiederum alle zehn bis zwanzig Minuten Zufallszahlen generiert. Kommen sich zwei App-Nutzer nahe, tauschen sie diese aus. Die Zufallszahl des anderen Nutzers wird dann auf dem eigenen Handy gespeichert.

Wer positiv getestet wurde, kann seinen Diagnoseschlüssel an den Server schicken. Aus Datenschutzgründen werden weitere Codes dazugepackt, sogenannte Fake Keys, also falsche Schlüssel. Alle Schlüssel werden auf dem Server in sogenannte Tagespakete verpackt.

Einmal am Tag gleicht die App diese Pakete ab. Wurden die dazugehörigen Zufallszahlen auf dem eigenen Handy abgespeichert – hatte man also in einem epidemiologisch relevanten Maß Kontakt –, zeigt die App an, dass das eigene Infektionsrisiko erhöht sein könnte. Bei wie vielen Nutzern eine Warnung ausgelöst wird, kann man nicht sagen, da der Abgleich der Daten und die Berechnung des Infektionsrisikos ausschließlich auf den Handys der Nutzer stattfinden.

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Wenn positiv getestete Nutzer ihre täglichen Diagnoseschlüssel an den Server schicken müssen, um andere zu warnen, könnte man daraus Rückschlüsse ziehen – oder? Das Gesundheitsministerium mahnt zur Vorsicht: Aufgrund des „sehr datensparsamen Ansatzes“ könne man solche Aussagen nicht genau treffen.

Michael Böhme von der Universität Jena ist Experte für computergestützte Berechnungen. Anhand des öffentlich einsehbaren Programms hinter der App hat der Wissenschaftler auf der Programmiererplattform Github statistische, komplexe Analysen durchgeführt. Demzufolge lasse sich zumindest schätzen, wie viele Nutzer ihre Diagnoseschlüssel geteilt haben. Bis zum 30. Juni könnten es gewesen sein.

Eine andere Möglichkeit herauszufinden, wie viele Nutzer ihr positives Testergebnis mitteilen wollen, könnte die Hotline sein. Dort können positiv Getestete eine TAN-Nummer erhalten, die sie brauchen, um eine Warnung über die App auszulösen.

Gesundheitsminister Spahn selbst spricht von rund 300 Verschlüsselungscodes, die von der Hotline ausgegeben wurden, um andere zu warnen. Bei den Gesundheitsämtern wiederum wird nicht statistisch erfasst, wie viele Menschen sich aufgrund einer Warnung über die App testen lassen wollen.

Wie viele Testlabore sind angebunden?

Die App soll nicht nur Infektionsketten effizienter erkennen können, sondern auch Testergebnisse schneller übermitteln. Beim Start der App waren laut Telekom-Chef Timotheus Höttges mehr als 20 Prozent der Labore technisch an die Infrastruktur der Corona-Warn-App angebunden. Man gehe davon aus, dass „gegenüber dem analogen Prozess bis zu vier Tage gewonnen werden können“.

Höttges kündigte damals an, dass in den nächsten vier Wochen alle Testlabore integriert würden. Auf Nachfrage verwies die Telekom an das RKI. Dort heißt es, die Anbindung würde „weiter sukzessive umgesetzt“. Ein aktueller Stand zur Umsetzung liege aber „leider nicht vor“.

Welche Kontakte sind für die App relevant?

Viele Nutzer wundern sich, dass sie noch keine Warnung bekommen haben, obwohl sie in der Bahn oder im Supermarkt vielen Menschen begegnen. Doch nicht jede Begegnung „zählt“: Die Risikobewertung orientiert sich laut RKI an „etablierten Kriterien“ – gemeint sind Begegnungen von mindestens 15 Minuten und mit einem Abstand von weniger als zwei Metern.

Aber auch Kontakte, die diese Kriterien nicht erfüllen, können laut RKI relevant sein, um das Infektionsrisiko über die App einzuschätzen – etwa wenn sie über einen kürzeren Zeitraum auf sehr engem Raum stattgefunden haben oder wenn mehrere Begegnungen eine Gesamtdauer von 15 Minuten ergeben. Alle Kontakte, die jedoch insgesamt kürzer als zehn Minuten gedauert haben oder bei denen die Smartphones im Durchschnitt mehr als etwa acht Meter voneinander entfernt waren, würden als unbedenklich verworfen.

Dieser Text ist aus WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

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Quelle: WELT AM SONNTAG



July 05, 2020 at 08:59PM
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1 Response to "Warten auf den Alarm: Das macht die Corona-Warn-App auf Ihrem Handy - WELT"

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